Alpenüberquerung vom Marienplatz zum Markusplatz

Von Gastautor Hubert Werling
(Wanderzeit: 21. Juli bis 22. August 2019)

Im Oktober 2018 hat mich mein jüngster Sohn Tobias gefragt, ob ich ihn auf dem Traumpfad München – Venedig begleiten würde. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch nie etwas über die Alpenüberquerung „Vom Marienplatz zum Markusplatz“ gehört. Nach kurzer Bedenkzeit habe sagte ich ihm zu und begann, mich körperlich auf diese Tour vorzubereiten. Auf meinem Trainingsplan standen der Megamarsch München, der Pfälzer Königsweg und die 24-Stunden-Wanderung in Pforzheim.

Tobias hatte sich aber parallel auch für den PCT (Pacific Crest Trail) in den USA angemeldet und wurde auch ausgewählt. Was nun? Mein erster Gedanke war, die Tour abzusagen und zuhause zu bleiben. Meine Frau überzeugte mich schließlich, nach der ganzen Vorbereitung die Tour alleine zu gehen. Und das habe ich dann auch getan.

Vorneweg

Ganz wichtig für das Gelingen dieser Alpenüberquerung ist nicht nur die körperliche Fitness, sondern auch die richtige Wahl der Ausrüstung. Ich hatte einen 38 Liter Rucksack von Deuter dabei und kam damit gut zurecht. Als persönliche Obergrenze legte ich für mich ein maximales Gewicht von 9 kg fest (ohne Nahrung bzw. Wasser, jedoch mit Kamera, Tablet und Ladegeräte).

Als Einzelwanderer hatte ich keine Übernachtung im Voraus gebucht. Das hat auch einigermaßen gut funktioniert. Einzelne Hütten an markanten Punkten der Gipfelüberquerungen waren gut besucht, dann bin ich auch mal zur nächsten Alm weitergelaufen. Den Feiertag am 15. August hatte ich nicht bedacht. Das lange Wochenende nutzten viele Italiener für einen Kurzurlaub, und somit waren Schlafplätze Mangelware. Eine Mitwanderin hat in Jeselo freundlicherweise ihr Doppelzimmer mit mir geteilt. Mehr Glück hatte ich mit dem Wetter. Lediglich an zwei Tagen hat es leicht geregnet, ansonsten war es trocken.

Die Route

Man kann die Tour grob in 5 Abschnitte aufteilen:

  • Alpenvorland (München, Isar, Bad Tölz),
  • Voralpen und Karwendel (Benediktenwand, Jachenau, Risstal, Karwendel, Inntal),
  • Alpenhauptkamm und Pustertal (Lizum, Tuxer Alpen, Pfitscher Joch, Pustertal, Lüsener Alm),
  • Dolomiten und Belluneser Alpen (Peitlerkofel, Grödner Joch, Sella-Stock,Civetta, Südliche Dolomiten),
  • Piave Ebene und Venedig (Belluno, Piave, Jesolo, Venedig).

Das Voralpenland

Los geht’s auf dem Marienplatz, mitten im Herzen von München. Eine tolle Kulisse, um den Startschuss zu vier Wochen Wanderabenteuer zu geben. Der erste Teil der Alpenüberquerung führt drei Tage durch das Voralpenland mit seinen Wiesen, Flusstälern, und Hügeln bis hinauf zum Karwendel und zur ersten Berghütte: die an der Benediktenwand gelegene Tutzinger Hütte. Mit der Benediktenwand besteigt man bereits den ersten Alpengipfel. Von dort hat man eine herrliche Aussicht zum Karwendelgebirge, durch das der nächste Wegabschnitt führt.

Karwendelgebirge

Die nächsten Tage der Wanderung stehen im Zeichen der ersten Hochgebirgsüberschreitung. Vom Karwendelhaus geht es über die Birkkarspitze, den höchsten Gipfel des Karwendels. Das Karwendel ist die geographische und politische Grenze zwischen dem bayrischen Voralpenland und dem Inntal, der Lebensader Nordtirols. Im Karwendel heißt es auch Abschied nehmen von der Isar, die ganz in der Nähe der Halleranger Alm entspringt.

Da mir ein Wanderstock direkt am Griff abgebrochen ist, bin ich nach Wattens gewandert. Im dortigen Sportgeschäft ersetzte man mir den Wanderstock problemlos. Danke an die Firma LEKI und den Service in Österreich. Direkt von Wattens aus stieg ich über den Kreuzweg Wattens hinauf zur Lizumer Hütte (auf 1.510 Meter).

Die Zentralalpen

Über knackige Anstiege, steile, geschotterte und glitschige Pfade gelangte ich zum Geierjoch und anschließend zum Tuxer-Joch-Haus. Am darauffolgenden Tag ging es hinauf zur Friesenbergscharte, mit fast 3.000 Metern der höchste Punkt des Traumpfads. Trotz der großen Höhe ist aber keine Gletscherausrüstung und keine Eiserfahrung notwendig. Die Eisflächen des Tuxer Gletschers und des Olperer Massivs werden bei dieser Tour umgangen.

Nach einer Übernachtung in der Dominikushütte am Schlegeisstausee überschritt ich die Staatsgrenze nach Italien. Früher war diese Grenze gut bewacht, am Pfitscherjoch stand sogar ein Grenzhaus. Heute erkennt man nur noch an den Straßenschildern, dass man Österreich verlassen hat. Ein besonderes Schmankerl auf diesem Teilstück ist der Weg von Stein über das Gliderschartl ins Pfunderer Tal. Dieser landschaftlich schöne Pfad wurde früher nur von Schmugglern und Almbauern begangen. Abschluss dieser Tagestour bildete eine Übernachtung in Weidental.

Blick auf den Schlegeisspeicher

Vom Tuxer Jochhaus führt der Weg am Schlegeisspeicher (Foto) vorbei, weiter zum Tagesziel „Dominikus Hütte“.

Die Dolomiten

Die nördlichen Dolomiten sind eine der schönsten Landschaften Europas. Einige ihrer bekanntesten Gebirgszüge durchwanderte ich auf diesem Teilstück des Traumpfads. Nach dem Lüsener Wald bzw. der Lüsener Alm passierte ich den Peitlerkofel, durchquerte ich die Puezgruppe und kam so bis zum Grödner Joch. Hier querte ich den ladinischen Sprachraum der Alpen und vor mir lag das Gebirgsmassiv der Sella.

Im deutschen Sprachraum sind die südlichen Dolomiten, durch die ich ab Alleghe wanderte, wenig bekannt. Landschaftlich sind sie einer der Höhepunkte der gesamten Alpenüberquerung. Die Felsmassive der Civetta, an denen der Weg zunächst vorbeiführte, ist ein wahres Kletterparadies. Hinter dem Passo Duran beginnt der Nationalpark der südlichen Dolomiten. Unberührte Berglandschaft erwartete mich. Da ich den Klettersteig Schiara ausließ, ging ich zur Pramperet Hütte und weiter abwärts ins Tal nach Forno di Zoldo um nach Belluno zu kommen.

Italienisches Voralpenland und Piave-Ebene

Das Veneto ist eine Landschaft in der Schönes und Hässliches oft nah beieinander liegen. Die Schönheiten des Nevegal und des Hügellands südlich von Revine sind ein Gesicht dieser Provinz, ein anderes ist die Zersiedelung der Piave-Ebene mit ihren Straßen und intensiven Landwirtschaft.

Sobald man in die sizilianische Ebene kommt, zeigt sich der Traumpfad von einer ganz neuen Seite. Er führt durch Weinanbaugebiete, kleine italienische Dörfer und Städtchen, es gibt Pizza, Pasta und ganz viel „Bella Italia“. Es herrschte dort ein angenehmes Klima, die Menschen waren freundlich und allmählich wurde mir bewusst, dass ich mich dem Ziel näherte. Manchmal nahm ich sogar den Geruch der Adria in der Ferne wahr.

Über die Städte Belluno, Tarzo und Trevisso kam ich nach Jesolo, wo der Traumpfad zu Ende ist. Ich kam mir fast wie ein Außerirdischer vor, als ich vollbepackt und in voller Montur am Touristenstrand von Jesolo ankam und gefühlt alle Blicke auf mich gerichtet waren. Von Jesolo aus kann man Venedig auf der anderen Seite erkennen. Hier stieg ich dann in die Fähre, die wenig später in Venedig Halt machte. Ihr könnt euch sicher vorstellen, was das für ein unbeschreiblich schönes, ergreifendes Gefühl war, von der Schiffsanlegestelle Richtung Markusplatz zu laufen und inmitten der Menge von Tagestouristen zu stehen, die Venedig tagsüber bevölkern. Ich war in meinem ganz eigenen Film, wusste, dass es jetzt gleich vorbei sein würde. Und dann stand ich auf diesem wunderschönen Marktplatz und konnte das alles nicht fassen.

Mit den Dolomiten im Hintergrund beginnt hier der Weg durch die Prosecco-Region um Refrontolo zum Piave.

Fazit

Diese vier Wochen waren sehr einprägsam für mich. Es war ein unglaubliches Erlebnis, mit vielen netten Bekanntschaften, Hilfsbereitschaft unter Wanderern, Gastfreundschaft der Hüttenwarte und beeindruckender Natur. Mit meiner Ausrüstung (Rucksack, Meindl-Schuhe, Wrightsock, Leki-Stöcke) bin ich problemlos durch die wilde Natur gekommen. Also, alles richtig gemacht!

Socken trocknen

Das ist auch eine Möglichkeit, unterwegs Socken zu trocknen.

Am Gasthaus Hallanger Alm

Mit dem Sockenmodell „ESCAPE crew PCT-Edition“ an den Füßen ist Hubert am Etappenziel Gasthaus Halleranger-Alm angekommen.

Welcher Wanderführer?

Als Wanderkarte hatte Hubert den Rother Wanderführer München – Venedig dabei, mit den dazugehörigen GPS-Tracks auf dem Smartphone. Auch aus den Komoot Wandervorschlägen hatte er sich einige Tracks auf sein Phone geladen.

Abenteuerlicher Wegabschnitt

Für Leute mit Höhenangst sind die abenteuerlichen Passagen auf dem Traumpfad definitiv nicht geeignet.

Das Modell Escape als PCT-Edition

ESCAPE crew PCT-Edition

Die PCT-Socke steht symbolisch für lange und extreme Wanderungen.

Ein Klassiker zum Wandern

Das Modell ESCAPE ist die klassische Wandersocke. Ganz gleich wie lange du unterwegs bist, dieses Sockenmodell ist für alle Ansprüche geeignet.

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